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Mittwoch, April 06, 2011
Unser Rostocker Theater als Vorwahlkampf-Munition?
Leserbrief in der oz vom 06.04.2011 17:31
In die Rostocker Theaterdiskussion mischen sich Stimmen, die ganz offen Vor-Wahlkampf für den OB machen und zudem sehr falsche Töne anschlagen: „... der Oberbürgermeister macht mit dem Stadthafen den einzigen … würdigen Vorschlag … und befragt dann noch souverän und demokratisch die Bevölkerung. Roland Methling ist einer von hier und einer, der's kann. Bravo!“ (Achim Möller, 1.4., offensichtlich kein Aprilscherz). „Der Stadthafen ist eine tolle Idee des Oberbürgermeisters.... Man muss … eine Meinung entwickeln, diese erklären... Herr Methling hat es vorgemacht“ (Inge Schmidt, 4.4.). „Unser Oberbürgermeister hat es mal wieder allen gezeigt... Ein Glück für Rostock, dass wenigstens der Oberbürgermeister den Durchblick bewahrt und sich für uns engagiert“ (Katrin Schultz, 4.4.).
Was hat er uns allen eigentlich gezeigt? Von einem Tag auf den anderen ließ er das Große Haus schließen, ohne Vorabsprache mit dem Theater, seiner Verwaltung, ohne Beratung mit der Bürgerschaft oder gar mit den Theaterbesuchern. Weil deren Gefahr für Leib und Leben extrem gefährdet war. Von einem Tag auf den anderen? Das Brandschutzkonzept war der Verwaltung und auch ihm am Schließungstag bereits vier Monate bekannt. In diesen vier Monaten blieb er untätig! Mehr noch, bereits bei einer Prüfung im September 2009 wurde festgestellt, dass ein sicherer Betrieb nicht gewährleistet ist. Also vom September 2009 bis zum 22. Februar 2011 gefährdete der OB Leib und Leben der Theaterbesucher und Theatermacher. Bravo, Achim Möller? Hat der OB uns das irgendwann einmal erklärt und ich bekam es nur nicht mit, Frau Schmidt?
Die Idee mit dem Stadthafen hat der OB hingegen „erklärt“, indem er wenige Tage vor der abrupten Theaterschließung die Öffentlichkeit über seine Wünsche hinsichtlich Straßentunnel und Fußgängerbrücke nach Gehlsdorf einschließlich Umfeldgestaltung fürs hafengelegene Theater mitteilte: Der Theaterstandort dient als Köder für die eigentlichen Vorhaben. Diese sollen immerhin (ohne Theater!) geschätzte 150 Mio. Euro kosten. Die Stadt hat (genauer: wir Bürger haben) rund 200 Mio. Euro Schulden an der Backe, das Theater wird wassernah auch um die 50 Mio. Euro oder mehr kosten und es ist überhaupt nicht klar, woher diese Gelder kommen könnten. Der OB legt sogar gegen den Haushaltsbeschluss der Bürgerschaft Widerspruch ein, weil zu wenig gespart werde – aber im Hafenbereich will er hemmungslos bauen. Mit welchen Geldern? Haben rein zufällig die WIRO-Wohnungen einen Verkaufswert von rund 500 Mio. Euro (200 Mio. Schulden, 150 Mio. Tunnel und Brücke, 50 Mio. Theater und 100 Mio. für voraussichtliche Kostenüberschreitungen)?
Trotz seines konsequenten Sparwillens hat der OB ein Standortgutachten in Auftrag gegeben (was hat das eigentlich gekostet, Herr Methling?), obwohl er noch Anfang März erklärte, „bevor über einen Neubau verhandelt wird, müsse das Theater ein neues inhaltliches Konzept vorlegen“ (OZ vom 8.3.). Wann wurde das Standortgutachten in Auftrag gegeben? Doch wohl nicht erst nach dem 8.3.! Und wann hat der OB die Aufgabenstellung für den Theaterneubau und damit fürs Standortgutachten nicht nur entwickelt, sondern auch erklärt, Frau Schmidt? Ist es nicht höchst anormal, wenn für einen Theaterneubau Vorgaben gemacht werden, ohne auch nur die Theaterleute einzubeziehen?
Eine letzte Frage an die OB- und Hafenbefürworter: Wie oft waren sie in den letzten Jahren im Theater? Ist es wirklich so schön, bei Wind und Wetter einen längeren Fußweg in kauf nehmen zu müssen?
schreibt Günter Hering aus Rostock
Categories: Bürgermeinungen, Oberbürgermeister, Stadthafenpläne, Theaterneubau, Theaterstandort, Verschwörungstheoretisches